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Licht

Im Zusammenhang mit Algen jeglicher Art wird seit Generationen immer wieder das Licht, bzw. die Aquarienbeleuchtung, als angeblich enorm wichtiger Faktor diskutiert. Licht ist selbstverständlich für alle Pflanzen und damit auch für alle Algen ein lebensnotwendiger Faktor. Da aber zum Beispiel alle Algenarten und alle höheren Pflanzen Chlorophyll a enthalten, sind sie auch prinzipiell in der Lage, so gut wie jedes einigermaßen normale Spektrum zu nutzen. Aus diesem einfachen Grund ist es völliger Unsinn, zu glauben, man könne mit einem bestimmten Spektrum Algen „bekämpfen“. Es gibt kein Licht, das direkt Algenwuchs behindert und gleichzeitig Pflanzenwuchs fördert. Nur mit harter, unmittelbarer UV-C-Strahlung kann man Algen abtöten oder schwer schädigen. Dies ist aber nicht Bestandteil des Spektrums normaler, gebräuchlicher Leuchtstofflampen.

Ein grundsätzlicher Unterschied kann allerdings nach heutigen Erkenntnissen als einigermaßen gesichert gelten: Dem natürlichen Lebensraum und den dort meist herrschenden Lichtverhältnissen entsprechend, bekommen submers wachsende Pflanzen relativ wenig blaue und UV-Spektrumsanteile, da hier oft Huminstoffe eine Braunfärbung hervorrufen, die Blau und UV recht wirksam ausfiltern kann. Der natürliche Lebensraum vieler Algenarten weist dagegen kaum Eigenfärbung auf und lässt Licht im Bereich um 400 Nanometer ungehindert passieren. Nimmt man bei einer Aquarienbeleuchtung etwas vom blauen und UV Spektralbereich zurück, stört das die höheren Pflanzen recht wenig. Man nimmt aber den Algen damit einen für sie sehr gut nutzbaren Teil des Spektrums weg.

Viele Aquarianer machen sich von den Lichtverhältnissen in den Tropen und Subtropen falsche Vorstellungen. Diese Aufnahme (Sri Lanka) entstand um die Mittagszeit bei vollem Sonnenschein.

Positive wie negative Verschiebungen der Wachstumsgeschwindigkeit sowohl der Pflanzen, als auch der Algen bei Änderungen des Lichtspektrums sind zwar häufig zu beobachten, sie sind jedoch nur die Folge von unnatürlich schnellen Änderungen des Lichtklimas. In der Natur kommt es nun einmal nicht zu so abrupten Veränderungen des Spektrums oder der Beleuchtungsstärke, wie sie ein experimentierender Aquarianer innerhalb weniger Minuten herbeiführt.

Seit mehreren Jahren wird über eine mehrstündige Beleuchtungspause innerhalb der Gesamtbeleuchtungszeit sehr kontrovers diskutiert. Erstaunlich ist dabei weniger die Diskussion selbst, sondern die Schärfe, mit der vor allem die Gegner der Empfehlung diese Diskussion führen.

Die Empfehlung lautet, etwa in der Mitte der Gesamtbeleuchtungszeit von 10 Stunden, eine ca. 4-stündige Pause einzulegen. H.-J. KRAUSE stellte schon 19881 fest, dass in Aquarien und Naturbiotopen mit optimalem Pflanzenwuchs auffallend oft überraschend niedrige Sauerstoffgehalte zu finden sind. Ganz offensichtlich korrelieren relativ niedriger Sauerstoffgehalt, in der Folge niedrige Redoxspannung, verbesserte Nährstoffverfügbarkeit, gesundes Pflanzenwachstum und dadurch bedingt weitgehende Algenfreiheit. Übertrieben starke Dauerbeleuchtung ohne Pause führt letztlich zu Nährstoffmangel, der unbedingt z. B. mit Tagesdüngung ausgeglichen werden muss, oder es kommt zu verstärkter Algenbildung.

Aponogeton rigidifolius im selben Bach, wenige Meter weiter.

Auch hier, sogar während der Mittagszeit, alles andere als einheitliche Vollsonne ohne Schattenzonen. Ziehen Wolken auf, was nicht nur während der Regenzeit häufig passiert, ist an bestimmten Standorten für die Pflanzen so gut wie gar kein verwertbares Licht mehr vorhanden. Sie haben dann ganz einfach Pause.

Egeria densa, Sri Lanka

Für viele fast unvorstellbar: Egeria (Elodea) densa an einem Standort mit 190 Lux, 11:00 Uhr Ortszeit (Sri Lanka), während ein paar Meter daneben über 100.000 Lux in der Sonne gemessen wurden. Selbstverständlich ist dies nicht zu verallgemeinern und wird hier nicht als Maßstab herangezogen. Es sollen nur ein paar uralte Mythen der Aquaristik zurechtgerückt werden. In den Tropen scheint nicht von morgens 6 Uhr bis abends 18 Uhr die Sonne mit 100.000 Lux auf die Wasserpflanzen. Nicht wenige Tropenreisende haben sich verwundert die Augen gerieben, als sie feststellten, dass ohne Blitzlicht an vielen Pflanzenbiotopen auch in der Mittagszeit kein vernünftiges Foto mehr zu schießen ist.

Und noch etwas zum Nachdenken für die "Sonnenanbeter": Warum investieren Pflanzenfarmen und sogar hiesige Wasserpflanzengärtnereien nicht unerhebliche Summen in Schattierungsanlagen?

„Nahezu alle submersen Makrophyten können als Schattenpflanzen eingeordnet werden, da bei ihnen die maximale Photosyntheseleistung bereits bei einem Strahlungsangebot von weniger als der Hälfte des vollen Sonnenlichtes erreicht wird.“

Pott / Remy, Gewässer des Binnenlandes

KRAUSE hielt sich streng an sein gewähltes Thema „Wasserpflanzen – Wuchsklima und Sauerstoff“. Durch seine Arbeit angeregt, erfolgten in über zwei Jahrzehnten Hunderte von eigenen Sauerstoffmessungen in Natur und Aquarien, mit dem schon nicht mehr so überraschenden Ergebnis, dass für reichlich mit Algenwuchs gesegnete Lebensräume praktisch genau umgekehrte Vorzeichen gelten. In veralgten Aquarien, Gartenteichen und natürlichen Gewässern mit vielen Algen findet man hohe Sauerstoff- und Redoxwerte, kaum verfügbare (wasserlösliche) Spurenelemente, demzufolge kümmerlichen oder gar nicht vorhandenen Pflanzenwuchs, jedoch regelmäßig große Mengen von Oxidationsprodukten wie Nitrat (NO3-) und Phosphat (PO43-).

Mit der „Mittagspause“ wird vor allem bei stark beleuchteten Aquarien ein für die Pflanzen gefährlich werdender Sauerstoffgehalt normalisiert, sanfte Reduktion wird ermöglicht. Pflanzen profitieren von dieser Normalisierung, weil sie unter anderem während solcher Ruhephasen gefährliche Sauerstoffradikale abbauen können. Erfreulicherweise scheint die Beleuchtungspause immer mehr Anhänger zu finden. Jüngstes Beispiel ist ein Artikel von Gerhard OTT2 in „Aquaristik Fachmagazin & Aquarium heute“, in dem er gleich mit mehreren liebgewordenen aquaristischen Ammenmärchen zum Thema „natürliche Beleuchtung“ aufräumt.

Eine als sehr lichtbedürftig geltende Pflanze, Cabomba furcata, wird hier mit zwei normalen Leuchtstofflampen, die jeweils mit einem guten Reflektor versehen sind, beleuchtet. Nach rund 4 Stunden und 45 Minuten schließt sie die Blattquirle.

Ganz allgemein lässt sich zum Licht nur sagen, dass es nicht unmittelbare Auswirkungen darauf hat, ob Algen sich massenhaft vermehren oder nicht. Vielmehr steuert das Licht (und hier vor allem die Lichtstärke) zusammen mit anderen Faktoren das Pflanzenwachstum. Und die Pflanzen sind es, die als Konkurrenten im Kampf um Licht und Nährstoffe den Algen mehr oder weniger Entwicklungschancen lassen. Gut beleuchtete, ausreichend mit den essentiellen Nährstoffen versorgte und deshalb sehr schnell wachsende höhere Wasserpflanzen lassen keine Algenplage aufkommen. „Gut für Pflanzen, nicht gut für Algen“ ist ein Widerspruch in sich, der nur durch Einfügung des Wortes „deshalb“ entschärft werden kann.

1Hanns-J. KRAUSE „OXIGEN AND ITS INFLUENCE ON THE GROWTH OF AQUARIUM-PLANTS - lectured at THE 2nd INTERNATIONAL CONGRESS OF AQUARIOLOGY held in MONACO 1988 und „Wasserpflanzen – Wuchsklima und Sauerstoff“ in Das Aquarium, September 1988 – März 1989

2Gerhard OTT „Einfache Hemmung von Algenwuchs“ in Aquaristik Fachmagazin & Aquarium heute, April/Mai 2003